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UNTERNEHMEN/030: Peugeot - Ein Vorreiter auf der europäischen Automobilbühne, 5. Teil (I. und G. Feldbauer)


Peugeot - Ein Vorreiter auf der europäischen Automobilbühne - Eine Serie in 5 Folgen(1)

V. Wurzeln heutiger Unternehmensstrategie -
Ein Blick in die über 100jährige Geschichte von Peugeot

Von Irene und Gerhard Feldbauer

© Peugeot Deutschland GmbH

Peugeot Logo 1858
© Peugeot Deutschland GmbH

Der französische Unternehmer Armand Peugeot (1849-1915) gilt als Pionier des Automobilbaus mit Weitblick für die Entwicklung des neuen Verkehrsmittels. Er erkannte, dass an die Stelle der Zugkraft des Pferdes der Antrieb durch Verbrennungsmotoren treten und die Fortbewegung des Menschen revolutionieren würde. Armand Peugeot entstammte einer ins 18. Jahrhundert zurückgehenden vielseitigen Unternehmerfamilie (Spinnerei, Eisengießerei, landwirtschaftlicher Gerätebau, Werkzeuge und Eisenwaren). Auf diese Zeit geht auch die offizielle Geburtsstunde des "Löwen" am 20. November 1858 zurück. An diesem Tag wurde das heute noch gültige, geringfügig veränderte Logo des Peugeot-Löwen als Marke des Familienunternehmens registriert.



Zweitältester Autohersteller der Welt.

Nachdem Carl Benz 1885 das erste Benzinauto gebaut hatte, gründete Peugeot noch im selben Jahr unter seinem Namen die Société des Automobiles und eine Produktionsstätte in Audincourt. Als Hersteller von Fahrrädern führte er 1889 auf der Weltausstellung in Paris das erste mit Dampf angetriebene Dreirad, das sogenannte Serpollet-Dreirad, vor. Nachdem seine Autos zunächst mit Daimler-Motoren angetrieben wurden, begann er 1891 selbst mit der Herstellung von Benzinmotoren sowie der Serienproduktion von Automobilen und wurde so nach Carl Benz zum zweitältesten Autohersteller der Welt. 1906 schloss er sein Fahrradunternehmen mit der Société des Automobiles zur Société des Cycles et Automobiles Peugeot zusammen. Neben Personenwagen begann Peugeot Omnibusse und Transporter herzustellen. Innovationskraft und Weitsicht, ohne die heute kein Autohersteller mehr existieren kann, standen so Pate bei der Gründung des Unternehmens.

© Peugeot Deutschland GmbH

Peugeot Serpollet (1889)
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Der Bugatti Peugeot

Zu einem Glücksfall in der Unternehmensgeschichte wurde die Freundschaft zwischen Armand Peugeot und dem 1881 in Mailand geborenen Ettore Bugatti, der 1909 in Molsheim im Elsass(2) eine Automobilfabrik gründete. Bugatti entwarf für seinen Freud einen Kleinwagen, den Peugeot 1905 als Bébé (Baby) Typ 69 herstellte. In der zweiten Generation wurde der BP1 (Bugatti Peugeot 1) zu einem großen Verkaufsschlager und Marktführer seiner Klasse. Zu seiner Produktion schlossen Bugatti und Peugeot im November 1911 einen Kooperationsvertrag. Die Unterzeichnung gilt als Geburtsstunde des Peugeot Bébé, dessen 100jähriges Jubiläum im vergangenen Jahr bei Peugeot gebührend begannen wurde.(3) 1913 wurden die ersten Fahrzeuge verkauft.

Der sportlich-schick aussehende, nur 2,62 Meter lange Zweisitzer war als moderner Kleinwagen für die Stadt aber auch für die Reise geeignet. Mit einem ebenso kräftigen wie sparsamen 0,9-Liter-Vierzylinder-Motor erreichte der 350 Kilo leichte Wagen eine Geschwindigkeit von 60 km/h, damals eine Spitzenleistung, mit der man selbst bei Rennen wie am Mont Ventoux mithalten konnte. Die Beziehungen zwischen Bugatti und Peugeot entwickelten sich so gut, dass bereits die gemeinsame Fertigung weiterer Modellreihen vorgesehen war. Die Pläne wurden durch den Ersten Weltkrieg verhindert. Der Bébé BP1 wurde jedoch mit über 3.000 verkauften Einheiten ein früher Bestseller. Seit der Premiere des BP1 hat Peugeot rund 20 Millionen Kleinwagen bis zu den aktuellen Modellreihen 107, 206+ und 207 verkauft. Wenn jetzt der Peugeot 208 zur Auslieferung kommt, ist das eine Erfolgsgeschichte der Löwenmarke, die vor über 100 Jahren mit der Kleinwagengeneration des Peugeot Bébé begann.(4)

Peugeot Typ BP1 (1913) - © Peugeot Deutschland GmbH Peugeot Typ 69 (1904) - © Peugeot Deutschland GmbH

links: Peugeot Typ BP1 (1913)
rechts: Peugeot Typ 69 (1904)
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Bedeutendster französischer Motorradhersteller

Es war nur logisch, dass Peugeot als Hersteller von Fahrrädern ab 1899 auch Motorräder produzierte, die zunächst mit 1,5 PS Zedel-Motoren(5) aus der Schweiz (noch ohne Kupplung und Getriebe) bestückt wurden. Ab 1902 kamen vollwertige Motorräder, zunächst noch mit 2-PS-Motoren von Zedel, ab 1903 mit 2,5 bzw. 2,75 PS starken Viertaktmotoren mit 238 bzw. 333 cm³ aus eigener Peugeot-Produktion auf den Markt. Peugeot stieg zum bedeutendsten französischen Motorradhersteller auf. 1959 wurde die Produktion eingestellt und sich auf Mofas und Roller beschränkt.

Nach dem Ersten Weltkrieg widmete Peugeot wieder dem Rennsport Aufmerksamkeit. Rennmaschinen der Löwenmarke erreichten mit einem Zweizylinder 27 PS-Motor und einem Hubraum von 500 cm³ Spitzengeschwindigkeiten von über 160 km/h. 1925 wurde erstmals ein 175-cm³-Zweitakt-Blockmotor hergestellt, der nicht mehr separat untergebracht wurde, sondern in einem gemeinsamen Gehäuse mit dem eigentlichen Antrieb. Zur fortgeschrittenen Ausstattung gehörten Trommelbremsen.


Die mittlere Null

1926 wurde das Blockmotorsystem auf den Viertakter übertragen. 1929 stellte Peugeot auf der Messe in Paris das Modell 201 vor. Mit insgesamt 140.000 verkauften Einheiten wurde der 201 ein besonders erfolgreiches Fahrzeug. Beginnend mit diesem Modell ließ Robert Peugeot, Nachfolger von Armand Peugeot, 1929 die bis heute erhaltene mittlere Null in der Modellbezeichnung patentieren. Die erste Zahl gibt die Größe an, die dritte Zahl die zeitliche Reihenfolge, die 0 bildete das Glied zwischen den einzelnen Zahlen. Seit 2004 benutzt Peugeot für Sonder- und Nischenausführungen, so die Modelle 1007, 4007, 3008 und 5008, auch vierstellige Zahlenangaben.

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Peugeot 201 (1929)
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1929 führte Peugeot auch den Dieselantrieb in sein Programm ein. 1933 war die Generation von Blockmotoren auf Hubräume von 350 bis 500 cm³ angewachsen, die über seiten- bzw. kopfgesteuerte Ventile verfügten.


Mit Pininfarina Design

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 203 1948 das erste Erfolgsmodell. 1955 folgte mit dem 403 der erste Pkw mit einem Dieselmotor, dessen Outfit der italienische Designer Pininfarina entworfen hatte. Der 1960 produzierte 404 wurde europaweit ein Erfolg, der das Straßenbild auch als Taxi prägte. 1965 markierte die Gründung der Holding Peugeot Société Anonym (PSA) zum führenden privaten Industriekonzern Frankreichs, in der die verschiedenen Firmengruppen zusammengefasst sind, eine wichtige Etappe der Geschichte des Familienunternehmens. 1974 übernahm Peugeot die Mehrheit bei Citroën. Es folgten weitere Übernahmen, u. a. von Chrysler-Tochtergesellschaften wie Simca.


Sieger auf der Bahn von Le Mans

Seit den 1960er Jahren wurden Peugeot-Fahrzeuge, so der 404, 306, 307 und 206, weltweit durch die Vielzahl ihrer Erfolge vor allem im Rallye-Sport bekannt. 1985 und 1986 gewann die Löwenmarke die WM-Titel und verdrängte Audi vom Siegerpodest. Von 1987 bis 1990 siegte Peugeot bei der Rallye Dakar. Mit dem 206 WRC gewann die Löwenmarke 2000 und 2002 die Fahrer-WM, von 2000 bis 2002 drei Mal hintereinander den Titel des besten Konstrukteurs. Bei Sportwagenrennen gewann Peugeot 1992 die Weltmeisterschaft sowie in diesem Jahr und 1993 die 24 Stunden von Le Mans. 2009 konnte sich das Team Peugeot Sport Total wieder den Doppelsieg bei diesem Bahnausscheid sichern.

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Peugeot 205 Turbo 16 (Deutsche Rallye-Meisterschaft, 1985)
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Das Wachstum von Peugeot, eines führenden europäischen Automobilherstellers, kommt u. a. darin zum Ausdruck, dass seit Beginn der Produktion 1891 weltweit über 50 Millionen Fahrzeuge hergestellt wurden. Modelle von Peugeot gehören in Europa zu den meistverkauften Pkw.


Zukunftsweisende Innovationen

Führende Maßstäbe hat Peugeot in der Entwicklung und Anwendung der Dieseltechnologie gesetzt. Dafür stehen u. a. die neue Generation der HDi-Motoren mit ihren besonders niedrigen Verbrauchs- und Emissionswerten, für die der FAP-Rußpartikelfilter eine entscheidende Komponente bildet. Ein Kapitel zukunftsweisender Innovationen hat Peugeot mit der Entwicklung seiner Hybridtechnologie geschrieben und schreibt es weiter (Folgen I bis IV dieser Serie). Diese bahnbrechende Technologie wurde in Anerkennung des Hybrid4 gerade mit dem renommierten Paul-Pietsch-Preis anerkannt.(6) Peugeot erhielt den Award bereits zum zweiten Mal. Im Jahr 2000 wurde das Rußpartikelfiltersystem FAP damit gewürdigt.

In Deutschland ist das Französische Unternehmen mit der 1967 gegründeten "PEUGEOT Automobile Deutschland GmbH" vertreten. Import, Vertrieb und Teileversorgung werden von der Zentrale in Saarbrücken gesteuert, die sich in der nach dem Firmengründer benannten Armand Peugeot-Strasse befindet. Knapp 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen in den bundesweit 16 Filialen und 5 Regionaldirektionen für den Erfolg der Löwenmarke.

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Peugeot Deutschland GmbH, Saarbrücken
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(1) Bisher erschienen im Schattenblick:

I. Der Peugeot 3008 Hybrid4 - Weltweit erste Serienfertigung von Dieselhybridfahrzeugen,
Schattenblick vom 11. Februar 2012

II. Peugeot eHDi - eine Micro-Hybrid- Technologie sorgt für Effizienz und Komfort,
Schattenblick vom 11. Februar 2012

III. Was man vom Peugeot Hybrid4 sonst noch wissen sollte,
Schattenblick vom 13. Februar 2012

IV. Peugeot - Ein Pionier der E-Mobilität. Eine Chronik,
Schattenblick vom 14. Februar 2012


(2) Elsass war nach dem Krieg 1870/71 vom deutschen Kaiserreich annektiert worden. Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg kam es zu Frankreich zurück.

(3) Der berühmte Ettore Bugatti war Schöpfer des Bébé BP1 von Peugeot. Das Auto hat 100. Geburtstag,
Schattenblick, 22. Dezember 2011

(4) Siehe: Peugeot bringt neuen 208 heraus. Der Kleinwagen kommt im Frühjahr 2012 auf den Markt.
Schattenblick, 4. November 2011

(5) Zedel, französischer Hersteller von Automobilen, Motorrädern und Motoren, der zum Schweizer Unternehmen Fabrique de Moteurs et de Machines ZL gehörte.

(6) Peugeot 3008 HYbrid4 mit Paul-Pietsch-Preis ausgezeichnet,
Schattenblick, 31. Januar 2011


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Quelle:
© 2012 by Irene und Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2012