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UNTERNEHMEN/043: Bosch-Gruppe zieht Bilanz 2011 und prognostiziert 2012 (Gerhard Feldbauer)


Bosch-Gruppe zieht Bilanz 2011 und prognostiziert 2012

Starkes Kerngeschäft als Basis der Unternehmensentwicklung

Wachstum 2012 bei drei bis fünf Prozent

von Gerhard Feldbauer, 26. April 2012



Die Robert Bosch GmbH rechnet mit einem verlangsamten weltweiten Wirtschaftswachstum. Vor diesem Hintergrund erwartet das in Kraftfahrzeug- und Industrietechnik weltweit führende deutsche Unternehmen 2012 ein Umsatzplus von nur drei bis fünf Prozent. Diese Prognose gab Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag (25.‍ ‍April) in der Unternehmenszentrale bei Stuttgart bekannt. "Die wirtschaftlichen Unsicherheiten bleiben hoch, auch wenn sich die Schuldenkrise in der Eurozone etwas entspannt hat", so Fehrenbach. Im ersten Quartal 2012 sei der Umsatz trotz der Abkühlung der Weltkonjunktur und der schwierigen Entwicklung in einer Reihe von europäischen Märkten gegenüber dem Vorjahreswert um rund fünf Prozent gestiegen. Das größte prozentuale Wachstum erzielte der Bereich Industrietechnik, gefolgt von der Kraftfahrzeugtechnik. Eher verhalten entwickelte sich der Unternehmensbereich Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik.

Das Ergebnis vor Steuern will Bosch im laufenden Geschäftsjahr mit innovativen Produkten, Kostenfortschritten sowie einer geringeren Belastung durch Sondereffekte wieder verbessern. "Allerdings wird es angesichts der anhaltend hohen Rohstoffpreise und weiterer Vorleistungen in neue Geschäftsfelder schwierig sein, unseren Zielkorridor von sieben bis acht Prozent bereits 2012 wieder zu erreichen", sagte Fehrenbach.


2011 9 Prozent Wachstum

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 konnte Bosch trotz einer schwächeren Weltkonjunktur ein stärkeres Wachstum verzeichnen als erwartet: Der Umsatz stieg um 9,0 Prozent auf 51,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern erreichte 2,6 Milliarden Euro gegenüber 3,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit blieb die Umsatzrendite mit 5,1 Prozent unterhalb des Zielkorridors. Als Gründe hierfür werden zusätzliche Belastungen durch erhöhte Rohstoffpreise und Wechselkurseffekte genannt. Des weiteren erhebliche Vorleistungen für Zukunftsfelder wie die Elektromobilität oder erneuerbare Energien sowie eine Sonderabschreibung von 560 Millionen Euro im Geschäftsbereich Solar Energy.

Die Mitarbeiterzahl der Bosch-Gruppe stieg 2011 weltweit um 19.000 auf 302.500 an, davon in Europa um 9.800 Mitarbeiter, in Deutschland um 5.200. 2012 wird ein Anwachsen der Mitarbeiter auf etwa 315.000 kalkuliert, wobei die meisten neuen Arbeitsplätze in der Wachstumsregion Asien-Pazifik entstehen sollen.

Foto: Bosch

Robert Bosch GmbH, Sitz der Zentrale in Gerlingen bei Stuttgart
Foto: Bosch


Klimaschutz wird als Wachstumsfaktor gesehen

Wie Finanzchef Dr. Stefan Asenkerschbaumer mitteilte, erwirtschaftete die Kraftfahrzeugtechnik als größter Unternehmensbereich 2011 30,4 Milliarden und lag damit 8,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Besonders gut habe sich die Nachfrage nach Produkten, die zu mehr Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort der Fahrzeuge beitragen, entwickelt. Dazu gehören unter anderem die Benzindirekteinspritzung, sparsame Dieselsysteme oder das von Bosch entwickelte Elektronische Stabilitäts-Programm ESP®. Zwischen 2011 und 2014 will Bosch die jährlichen Absatzzahlen seiner Systeme deutlich steigern: beim Common Rail-Dieselsystem von 7,2 auf 9,6 Millionen und bei der Benzindirekteinspritzung von vier auf 8,6 Millionen. "Bosch leistet einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. Damit bedeutet Klimaschutz Wachstum für Bosch", sagte Dr. Bernd Bohr, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik. Zunehmend nachgefragt werden überall Fahrerassistenzsysteme wie Video- oder vorausschauende Notbremssysteme. So wird sich der Anteil der mit Radarsensoren bestückten Neufahrzeuge zwischen 2011 und 2016 auf 16 Prozent vervierfachen.

Insgesamt sieht Bohr weiterhin gute Wachstumschancen für die Kraftfahrzeugtechnik: "Weltweit wird unser Umsatz pro produziertem Fahrzeug in diesem Jahr nahezu 400 Euro erreichen. Und langfristig wird dieser Wert mit der Elektromobilität weiter steigen." Für dieses wichtige Zukunftsfeld wende Bosch jährlich rund 400 Millionen Euro auf. Hier bietet das Unternehmen bereits heute ein vielseitiges Portfolio: fünf Motoren-Modelle für den Elektroantrieb, drei Inverter-Varianten für das Energiemanagement sowie Lithium-Ionen-Batteriesysteme. "Die breite Aufstellung ist Voraussetzung für unser entscheidendes Plus: die Systemkompetenz", so Bohr. "Nur wer den Verbund beherrscht, wird zum Beispiel die Integration der Leistungselektronik in den Antriebsstrang ermöglichen."

Foto: Bosch

Bosch fertigt am Standort Hildesheim Elektromotoren für Hybridfahrzeuge. Automobilhersteller setzen sie in immer mehr Modellen ein.
Foto: Bosch


Einbruch in der Photovoltaik

Die Bilanz für 2011 verzeichnet für den Unternehmensbereich Industrietechnik mit 21,0 Prozent auf 8,0 Milliarden Euro das stärkste Wachstum. Ein überdurchschnittliches Plus verzeichnete der Geschäftsbereich Drive and Control Technology. Auch Packaging Technology entwickelte sich positiv. Bei Solar Energy hingegen wird die Entwicklung der Ergebniszahlen als unbefriedigend gesehen. Trotz einer Absatzsteigerung bei Zellen und Modulen um mehr als zehn Prozent sei der Umsatz deutlich zurückgegangen. Grund sei der massive Preisverfall im Photovoltaik-Markt von bis zu 40 Prozent, den Bosch, wie die Branche, auf der Kostenseite nicht habe auffangen können.

Aufgrund der derzeit schwierigen Lage in der Photovoltaik und der damit verbundenen Sonderabschreibung schloss der Unternehmensbereich Industrietechnik mit einem negativen EBIT von 364 Millionen Euro. "Wir arbeiten in der Photovoltaik daran, unsere Herstellkosten im kristallinen Segment deutlich zu senken, und setzen auf innovative Technologien sowie optimierte Fertigungsprozesse", sagte Fehrenbach.


Erfolgreich bei Hausgeräten und Elektrowerkzeugen

Der Unternehmensbereich Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik erzielte 2011‍ ‍mit einem Plus von 4,4 Prozent 13,1 Milliarden Euro Umsatz. Besonders erfolgreich war Bosch mit neuen energieeffizienten Hausgeräten und innovativen Elektrowerkzeugen. Auch in der Sicherheitstechnik ist das Unternehmen weltweit gewachsen, vor allem mit Videoüberwachungssystemen, dem wachstumsstärksten Segment der Branche. In der Thermotechnik hingegen verlief das Geschäft sehr verhalten. Hier habe sich die anhaltende Marktschwäche vor allem in Südeuropa nachteilig ausgewirkt.

2011‍ ‍eröffnete die Bosch-Gruppe sieben neue Landesorganisationen: in Ägypten, Georgien, Irland, Kambodscha, Marokko, Panama sowie Peru. Bis 2013 sollen weitere Eröffnungen in Bangladesch und Laos folgen. Die Länder, in denen das Unternehmen vertreten ist, decken mittlerweile 97 Prozent des Bruttoweltprodukts ab. Regional betrachtet waren die prozentualen Umsatzzuwächse 2011 relativ gleichmäßig verteilt. In EUROPA wuchs der Umsatz von Bosch um 9,6 Prozent auf 30,4 Milliarden. Davon entfallen auf Deutschland mit einem Plus von 11,0 Prozent 12,0 Milliarden Euro. Bosch investierte 2011 in Europa rund 2,1 Milliarden Euro, davon 1,2 Milliarden Euro in Deutschland. Ein weiterer Investitionsschwerpunkt ist Osteuropa: In Rumänien baut das Unternehmen seinen Fertigungsstandort in Blaj aus. In Ungarn vergrößert Bosch seine Entwicklung auf 700 Mitarbeiter. In Serbien wird 2013 die Produktion von Scheibenwischern anlaufen.

Der Geschäftsbericht listet im weiteren die Ergebnisse in der Asien-Pazifik Region auf, wo Beispielsweise in Vietnam Schubgliederbänder für stufenlose Kraftfahrzeug-Automatikgetriebe gefertigt werden und das erste Software-Entwicklungszentrum in Südostasien eröffnet wurde. Es folgen Nord- und Südamerika. Bei der Verdoppelung der Zahl der Anbieter von Diesel-Personenwagen in den USA bis 2015 will Bosch mit seinen Dieselsystemen teilhaben.


Dynamische Entwicklung auf der Basis der Kerngeschäfte

Vor dem Hintergrund der guten regionalen und sektoralen Entwicklung 2011‍ ‍betont Fehrenbach: "Bosch ist ein langfristig orientiertes Unternehmen. Mit unseren drei strategischen Stoßrichtungen - einer breiten internationalen Aufstellung, der fokussierten Diversifizierung und unserer hohen Innovationskraft - haben wir auch weiterhin gute Zukunftschancen." Zudem entfalte sich die Dynamik von Bosch auf stabiler Basis starker Kerngeschäfte, sagte Fehrenbach. Beispiel sei die Erweiterung des Geschäftsbereichs Automotive Aftermarket durch den im Januar angekündigten Zukauf der US-amerikanischen SPX Service Solutions im für Bosch wichtigen Bereich Diagnostics.

Neben dem bisherigen Kerngeschäft sieht Fehrenbach in der Energieeffizienz zusätzliche Chancen: Die 2011 gegründete Tochtergesellschaft "Bosch Energy and Building Solutions" ist spezialisiert auf Dienstleistungen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden gewerblicher Kunden. Dazu zählen beispielsweise Industriebetriebe, Krankenhäuser oder Betreiber von Wohnanlagen. "Durch die Dienstleistungen von Bosch Energy and Building Solutions können in bestehenden Gebäuden durchschnittlich 20 Prozent Energie eingespart werden", so Fehrenbach.

Foto: Bosch

In Singapur hat Bosch 2011 eine Infrastruktur für Elektromobile aufgebaut. Die Ladestationen sind der sichtbare Teil einer Softwareplattform für Elektromobilität, die von Bosch Software Innovations GmbH entwickelt worden ist.
Foto: Bosch


Bosch beschäftigt 43.000 Forscher und investiert sieben Mrd. Euro

Bosch will 2012 wieder mehr als vier Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgeben sowie mehr als drei Milliarden Euro für Sachanlagen. Ende 2012 wird Bosch voraussichtlich 43.000 Forscher und Entwickler beschäftigen. Das sind rund 4.500 mehr als zu Beginn des Jahres. Davon ist bereits heute jeder vierte in der Softwareentwicklung tätig. "Software ist bisher in der Regel in unsere Hardware eingebettet. Im Internet der Dinge und Dienste werden technische Geräte jedoch über IP-Schnittstellen selbst mit ihrer Umwelt kommunizieren", sagte Dr. Volkmar Denner, Bosch-Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung und vom 1. Juli 2012 an Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. "Technisch setzt dies die Internetfähigkeit unserer Produkte voraus. Dafür schaffen wir bereits die erforderlichen Voraussetzungen."

Um die enge Verzahnung der Entwicklungsteams in den Geschäftbereichen mit dem Software- und Systemhaus zu gewährleisten, hat Bosch sogenannte Innovationscluster für die Themen vernetzte Mobilität, vernetzte Energie und vernetztes Gebäude eingerichtet. In jedem dieser Cluster spielt das Software- und Systemhaus die Rolle eines Inkubators, der neue Geschäftsideen jenseits aller Zwänge des etablierten Geschäfts erprobt. "Bosch wird die Kernkompetenz in der Kombination von Präzisionsmechanik und Elektronik auch in Zukunft stärken, zugleich aber seine Software-Kompetenz ausbauen. Damit sichern wir uns weitere Potenziale für die Zukunft."

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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2012